Hic sunt dracones
Ich bin in München, es ist der 9.12.2019, 23:20 Uhr. Mein Hotel hat natürlich keine Hotelbar. Die Minibar in meinem uncharakteristischen Massen-Toursimuszimmer bietet mir auch nur verfluchtes Veltins an. Wie kann man in München Veltins anbieten. Verrückt.
Es kommt selten genug vor, aber heute bin ich vorbereitet und habe zuvor im Supermarkt Augustiner gekauft, sodass ich jetzt mit einem adäquaten Bier an einer Präsentation arbeiten kann.
München ist für mich immer ein Ort der “Unbekannten” gewesen. Das x,y und z in dem Gleichungssystem. Sicherlich, man kann es lösen, aber wozu…..es dauert und am Ende, was kommt da raus? Irgendein endlose Dezimalzahl, die eh nur mehr Verwirrung als Erkenntnis stiftet.
Vor einer Stunde war ich noch an einem Ort, von dem ich nie erwartet hätte, dass ein derartiger in München überhaupt existiert. Die Currywurst Bude “Bergwolf”, die ein Ambiente der Abgeranztheit in der Nähe der Haltestelle Fraunhoferstraße erweckt. Ich fühle mich gleich wohl, ein Stück NRW im so feinen München. Natürlich ist manches anders als in einer Currywurst Bude am Kölner Ebertplatz. Essen und Getränke werden am Tisch bestellt und auch anschließend dahingebracht. Verrückt …
Im “Bergwolf” treffe ich mich mit A., einem alten Studienfreund, mit dem ich so viele gemeinsame teile. Im Chemie-Studium war er schon eine außergewöhnliche Erscheinung, da für ihn zum Beispiel Musik mehr war als eine nie-endende Wiederholung eines Ärzte Best-ofs. Wir reden weit über 2 Stunden ohne Punkt und Komma, außer in den Phasen in denen wir lachen. Dabei sprechen und schwadronieren wir über Basketball, Musik, alte Kommilitonen, die Alpen und ob München wirklich so lebenswert sei. Er behauptet ja, und ersetzt so in meinem Gleichungssystem eine Unbekannte durch eine weiteren Parameter. Immerhin Fortschritt für mich, aber mehr auch nicht.
Aber es ist interessant, obwohl wir in so vielen Dingen eine nahezu identische Sichtweise haben und er einer der wenigen ist mit denen ich mein Kunst- und Musikverständnis diskutiere, so weit sind wir voneinander entfernt, wenn es darum geht uns unser inneres zu berichten. Ich sage ihm an diesen Abend nicht, dass ich seit 1.5 Jahren eine Freundin habe, obwohl ich mir auch sicher bin, dass er es über verschiedene Kanäle schon wissen könnte. Genauso sagt er mir auch nicht, dass er seit 2 Jahren eine Freundin hat, was wiederum mir durch diverse Kanäle zugetragen wurde. Es ist interessant…Warum wagen wir uns nicht in diese inneren Landschaften vor?
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